Was für ein herbstliches und ungemütliches Schmuddelwetter! Bei 10 Grad und Regen wollen noch nicht mal mehr meine beiden lieben Kater vor die Tür (und das soll schon was heißen!), geschweige denn ich, wenn ich denn eine Wahl hab. Und was soll ich sagen, ich liebe es! Perfektes Strickwetter! 😀
Jetzt ist wieder die Zeit fürs „Einkatzen“ (so wie mein Mann und ich immer sagen) auf dem Sofa, am besten mit Decke und einem heißen Tee. Bewaffnet mit Stricknadeln und natürlich jeder Menge Merinowolle. (Oder so wie Emil direkt an der Heizung!) Oh, was habe ich mich auf Merinowolle gefreut. Schöne, weiche Merinowolle. Und wie gut, dass da noch einige Reste in meinem Stash schlummern.
Nur was stricken? Was ich ja sowieso unbedingt mal ausprobieren wollte, ist ja Fair Isle, also mit zwei Farben gleichzeitig zu stricken. Und dafür eignen sich ja bekanntlich besonders gut Garnreste. Doch erstmal ein kleines Strickprojekt, nicht direkt ein Norwegerpulli, um die neue Technik zu testen. Denn wenn ich es total vermurkse, tut es am Ende nicht so weh, wenn ich nur etwas für die Tonne fabriziert habe. Also etwas kleines, nicht so schweres für den Anfang: Eine Mütze mit einem einfachen Muster. Perfekt.
Ich weiß, einige werden jetzt zurecht sagen Fair Isle und Merino ist jetzt nicht so optimal. Viel besser ist eigentlich unbehandelte Wolle geeignet um mehrfarbig zu stricken, da sich dort die einzelnen Fasern schön miteinander verhaken können und ein stabiles Gestrick bilden. Ja, das stimmt. Alpaka und Co. sind in diesem Fall tatsächlich dem herrlich weichem Merino überlegen. Aber ganz ehrlich: Ich werde doch keine Mütze aus kratziger Schurwolle für mich stricken! Nope. Die werde ich doch niemals anziehen. Ist so. Habe ich schon meine Erfahrungen mit gemacht und daraus gelernt. Also bleibt es am Anfang zum Testen dieser Technik auf jeden Fall bei einer Merino-Resteverwertung.
Dafür habe ich mir eine ganz einfache kostenlose Anleitung bei ravelry ausgesucht, nämlich die Mütze Siksak von Hanna Leväniemi. Und die Anleitung ist wirklich super für Fair-Isle-Neulinge wie mich. Die Schwierigkeit bei Fair Isle besteht nämlich darin, den Faden der anderen Farbe auf der Rückseite mitzuführen und die Fadenspannung richtig hinzubekommen. Umso länger diese sogenannten Spannfäden, desto schwieriger das Ganze und eventuell müssen dann diese Fäden beim Stricken gleichzeitig mit eingewoben werden. Doch das ist glücklicherweise hier nicht nötig. Das Muster dieser Mütze ist so aufgebaut, dass maximal drei Maschen überbrückt werden müssen und ist somit ideal für Anfänger.
Aber wie strickt man denn jetzt mit zwei Farben gleichzeitig? Am besten in Runden und nicht in Reihen, das ist am einfachsten. Und immer nur rechte Maschen, das ist klar, nur die Fadenhaltung (und die damit verbundene Fadenspannung) ist ein wenig gewöhnungsbedürftig. Dabei gibt es eigentlich drei Grundtechniken:
1.Beide Fäden in der linken Hand. Das ist wahrscheinlich die am meisten geläufige Fadenhaltung hier in unseren Breitengraden. Klar gibt es davon noch natürlich einige Abwandlungen, z.B. wie die einzelnen Fäden um die/den Finger gewickelt werden, doch die Idee ist gleich: Beide Fäden werden mit der linken Hand gehalten und abwechselnd je nach Muster rechts abgestrickt. Wie das geht, sieht man z. B. in diesem Video von Drops Garnstudio.
2.Beide Fäden in der rechten Hand.Dies ist eine Variante die im englischsprachigen Raum sehr verbreitet ist. Eigentlich wird dabei nur ein Faden jeweils gehalten und der andere in der Zwischenzeit einfach hängen gelassen. Dafür sticht man zuerst mit der rechten Nadel in eine Masche ein und legt dann mit der rechten Hand die Faden über die Nadel um diese Masche dann abzustricken. Gut zu sehen ist das z. B. hier in diesem Video von verypink.com.
3.Einen Faden in der rechten und einen Faden in der linken Hand. Dies ist eigentlich eine Kombination aus der ersten und der zweiten Methode. Während man die Hauptfarbe in der linken Hand hält und die Maschen wie gewohnt abstrickt (so wie bei 1.), hält man die andere Farbe mit der rechten Hand. Jetzt wird die Farbe gewechselt indem die nächste Masche mit der englischen Methode (so wie in 2.) mit dem Faden in der rechten Hand gestrickt wird. Anschaulich demonstriert z. B. in diesem Video von Cotton and Cloud.
Jetzt gilt es also nur noch die Lieblingsvariante zu finden. Ich habe mich an der ersten Methode probiert und bin hoffnungslos gescheitert. Mit zwei Fäden in einer Hand war ich einfach feinmotorisch überfordert und die Fadenspannung hat vorne und hinten nicht gestimmt. Vielleicht mit sehr viel Übung und Geduld, irgendwann mal. Nur der Tag ist wahrscheinlich noch fern. Obwohl ich ja glaube, dass es sich lohnt diese Art der Fadenhaltung zu lernen, da damit auch kompliziertere mehrfarbige Muster recht gut und vor allem wahrscheinlich recht schnell zu stricken sind, wenn man es denn einmal den Dreh raus hat. Die zweite Variante entspricht überhaupt nicht meiner gewohnten Strickart und fiel damit auch aus. Und die dritte wars dann. Einen Faden rechts, einen Faden links, da kann sich nichts verheddern und eine gleichmäßige Fadenspannung war auch recht einfach zu erreichen. Diese Methode ist einfach meins. Doch da muss jeder für sich selbst herausfinden, was am Ende für einen am besten funktioniert.