Das wichtigste und einfachste mathematische Hilfsmittel beim Stricken ist und bleibt der gute alte Dreisatz! Strickt man immer brav nach Anleitung, gebe ich zu, dann braucht man den Dreisatz nicht. Aber individualisiert man gerne (so wie ich), sprich, will man z. B. mal ein anderes Garn verwenden, eine andere Größe stricken oder vielleicht mal sogar ein komplettes Kleidungsstück selbst designen: Tja, dann braucht man Dreisatz!
Keine Angst, ist gar nicht schwer! Die Idee beim Dreisatz ist es zwei Werte zu nehmen, die zueinander in einem Verhältnis stehen, nämlich proportional (so heißt es mathematisch). Bedeutet: So wie sich der eine Wert ändert, so muss sich der andere auch ändern. Und dann dieses Wertepaar so anzupassen wie man es gerade braucht. Beispiele für solche Wertepaare wären:
- Gewicht und Lauflänge eines Knäuls ( z. B.: 50 g entspricht 105 m)
- Breite einer Maschenprobe und Maschenanzahl (z. B.: 10 cm entsprechen 21 Maschen)
- Höhe einer Maschenprobe und Reihenanzahl (z. B.: 10 cm entsprechen 28 Reihen)
- Gewicht und Flächeninhalt einer Maschenprobe (z. B.: 14 g entsprechen 150 cm²) ⇒ braucht man um Garnmengen abschätzen zu können
So weit so gut. Und wie rechne ich jetzt mit dem Dreisatz?
Nehmen wir einmal an, ich möchte ein anderes Garn verwenden als in der Anleitung angegeben ist. Die Nadelstärke ist zwar identisch, aber das neue Garn hat eine andere Lauflänge. Beispiel: Das vorgegeben Garn hat eine Lauflänge von 100 m auf 50 g. Ich brauche für mein Projekt laut Anleitung 600g (12 Knäule), also insgesamt 1200 m Garn. Mein Wunschgarn hat aber eine Lauflänge von 110 m auf 50 g. Ich möchte jetzt also wissen, wie viel Gramm ich von meinem neuen Garn benötige. Dazu schreibe ich mein Wertepaar nebeneinander. Den Wert, den ich hier berechnen möchte, am besten auf die rechte Seite:
Dann rechne ich auf der linken Seite runter auf 1 m, indem ich durch 110 teile. Das mache ich auf der rechten Seite genauso. (Erinnerung: So wie ich den einen Wert verändere, so muss ich den anderen Wert auch verändern.) Und dann rechne ich auf der linken Seite auf die benötigte Garnlänge von 1200 m rauf, indem ich mit 1200 mal rechne. Wieder genauso auf der rechten Seite. Gebe das dann in den Taschenrechner ein (also 50 : 110 x 1200) und voilà, das ist der Dreisatz!
Ihr seht also, ich bräuchte von meinem neuen Garn für dieses Projekt etwa 545 g. Das kann ich natürlich so nicht kaufen, deshalb runde ich hier auf, nämlich auf 550 g. Somit ist klar, ich bräuchte mit meinem neuen Garn ein Knäul weniger, also nur 11 statt 12. Und das war es auch schon.
Ihr merkt: Dreisatz ist überhaupt nicht kompliziert! Und das Prinzip ist immer gleich. Wenn man jetzt mit den Angaben der Maschenprobe arbeiten möchte, empfehle ich ganz stark auch eine eigenen Maschenprobe anzufertigen und diese dann auch zu waschen! Ja, ihr stöhnt, ich weiß. Ich mag auch keine Maschenproben! Nur wenn die angegeben Zahlen nicht mit eurer eigenen Maschenprobe übereinstimmen, dann könnt ihr so viel rumrechnen wie ihr wollt: Am Ende kommt trotzdem nur Murks raus! 😉
Sollte jetzt noch irgendetwas unklar sein, schreibt mir doch einfach einen Kommentar. Ich beantworte sehr gerne eure weiteren Fragen! 🙂
In diesem Sinne, viel Erfolg mit dem Dreisatz!