Damit aus einem wunderschönen Strang Wolle ein wunderschönes Knäuel Wolle wird (das man auch verstricken kann), muss das fabelhafte Garn erst einmal gewickelt werden. Nur wie, wenn man keine Haspel besitzt?
Eine Möglichkeit ist, den ausgedrehten Strang in einem Kreis auf den Tisch zu legen und dann von dort aus das Garn von Hand zu wickeln (→kann man in diesem Video sehen). Da mein Garn (Malabrigo Silky Merino) aber leider beim Aufwickeln ein bisschen sehr aneinander „klebt“, muss ich doch sehr dabei aufpassen, dass sich der Faden nicht total verdreht und verknotet. Also keine gute Lösung. Eine Alternative: Zwei Stuhllehnen als Haspelersatz benutzen. Da musste ich aber leider auch mehr den Faden vom Strang fummeln als das ich gut und flüssig wickeln konnte. Also leider auch nix! Natürlich kann man immer noch eine zweite Person bitten als Haspel zu dienen. Nur das wollte ich meinen Mann dann doch nicht antun, die ganze Zeit dumm rum zu stehen, während ich die Wolle wickle! Also was tun?
Das Garn aufhängen: An eine Türklinge, an einen Schrankknauf, an einen Stuhl, was-auch-immer. Da hilft einem nämlich die Schwerkraft und das Ganze verknotet sich nicht so leicht! Also eine sehr attraktive Lösungsmöglichkeit! Hat nur einen Nachteil: Meine neugierigen Katzen finden das baumelnde Garn dann auch sehr attraktiv! 😉
Manchmal sind die einfachen Muster doch die besten! Mein Mega-Langzeit-Projekt, die Patchworkdecke, ist leider etwas in der Versenkung verschwunden, (da ich in letzter Zeit noch viele andere Projekte in Arbeit habe bzw. hatte,) aber natürlich habe ich meine kleinen Quadrate nicht vergessen! Ehrlich gesagt, habe ich mich ein bisschen schwer damit getan mich für ein Muster für mein letztes Quadrat zu entscheiden. Hey, es ist schließlich das letzte Quadrat für meine Decke! Und Irgendwie ist man dann doch ich hin und hergerissen. Ich denke ihr kennt das. Da möchte man das Projekt nach so langer Zeit endlich abschließen und freut sich auch richtig darauf es endlich geschafft zu haben, und andererseits ist man dann doch irgendwie traurig, das es jetzt vorbei ist. Schon ein bisschen schizophren. Vielleicht hat es auch deshalb ein bisschen länger gedauert, aber mich hat auch kein Muster so richtig angesprungen! Ich hab ein paar mal mit dem letzten Quadrat angefangen und es dann nach ein paar Reihen direkt wieder aufgeribbelt, weil das Muster dann doch nicht meinen Erwartungen entsprach. Das letzte Quadrat sollte in meiner Vorstellung irgendwie besonders sein. Naja.
Doch dann habe ich schließlich bei Purlsoho dieses Muster entdeckt. Und ich dachte mir, warum so kompliziert, wenn es auch einfach geht! Ein gebrochenes kraus rechts Muster, bestehend nur aus rechten und linken Maschen, so simpel, wie schön! 27 Maschen angeschlagen um auf die benötigte Breite zu kommen, und bäm, das war es. Wie gesagt, manchmal sind die einfachen Muster dann doch die besten! 😉
Eine Möglichkeit eine schöne und saubere Abschlusskante an ein fertiges Strickstück anzubringen, ist die sogenannte I-Cord-Umrandung (im englisch-sprachigen Raum bekannt als attached/applied I-Cord). Das Prinzip dahinter ist eigentlich sehr einfach: Eine kleine Schnur, bestehend aus wenigen Maschen in einer Spirale gearbeitet, wird direkt an den Rand des Strickstücks angestrickt. So ist es auch bei meinem derzeitigen Projekt vorgesehen, der Babydecke.
Da ich aber einen solchen I-Cord-Rand noch nie zuvor gestrickt habe und es wenig sinnvoll ist, etwas komplett Neues am fertigen Projekt zu versuchen, habe mich ich jetzt schon einmal mit den verschiedenen Techniken auseinandergesetzt und fleißig getestet. Dafür musste unter anderem meine Maschenprobe herhalten. Die Tutorials, die ich zu dem Thema im Internet gefunden haben, sind in der Regel auf Englisch (auf Deutsch habe ich kaum etwas gefunden!), sehr unterschiedlich und die meisten davon leider auch (qualitativ) richtig schlecht! Letztendlich habe ich für mich zwei gute Methoden gefunden um einen I-Cord-Rand an mein fertiges Projekt anzustricken:
Variante 1:
Ich nenne sie mal die Abkett-Methode, weil sie doch dem I-Cord-Abketten von der Idee her sehr ähnlich ist. Zum I-Cord-Abketten werden in der Regel drei zusätzliche Maschen aufgenommen; die ersten zwei Maschen des I-Cords werden normal rechts gestrickt und die letzte Masche mit der abzukettenden Masche rechts verschränkt zusammengestrickt. Danach wird nicht gewendet, sondern die Maschen werden zum anderen Ende der Nadel herübergeschoben und erneut abgestrickt. Klingt am Anfang etwas verwirrend, aber ein Video sagt mehr als tausend Worte, also hier erstmal der Link zum I-Cord-Abketten.
Fast genauso funktioniert jetzt die erste Methode. Nur haben wir keine Maschen auf der Nadel, die wir abketten könnten, also müssen wir erst einmal Maschen aus dem Rand neu aufnehmen. Dazu wird ein gutes Stück Garn erst einmal vom Knäul abgewickelt und damit die Maschen aus dem Rand herausgestrickt. Dann werden drei Maschen (provisorisch) anschlagen und wie gerade beschrieben der I-Cord gestrickt. Dabei wird die letzte Masche mit der danebenliegenden Masche irgendwie zusammengestrickt. Wie man das dann letztendlich macht, ist Geschmackssache: Ob nun übergezogen zusammengestrickt, ssk (slip slip knit), rechts verschränkt, und so weiter, das ist eigentlich egal. Ich persönlich fand rechts verschränkt zusammengestrickt am besten, so wie auch bei dem oben genannten Abketten. Die Methode ist einfach sehr elegant und strickt sich sehr gleichmäßig und schnell. Wie das im Detail funktioniert kann man in diesem Video sehen.
Provisorischer Maschenanschlag
Zuvor herausgestrickte Maschen
Noch als Hinweis: Im Video werden die neuen Maschen direkt mit dem Arbeitsfaden angeschlagen. Ich habe stattdessen einen provisorischen Maschenanschlag mit einer Häkelnadel gemacht. Hat den Vorteil, dass die Enden später besser zusammengenäht werden können. Es geht aber auch ohne.
Fazit:
Mit dieser Methode ist der I-Cord sehr einfach und schnell an den Rändern angebracht und ergibt ein wunderbar gleichmäßiges Maschenbild. Es macht richtig Spaß diesen I-Cord zu stricken und auf der Vorderseite sieht das Ergebnis richtig gut aus. Und auf der Rückseite?
Vorderseite
Rückseite
Joa … Akzeptabel, aber nicht ideal. Interessanterweise wird einem in den Tutorials irgendwie nie die Rückseite gezeigt. Ich hab diese Variante dann noch einmal mit einem Kontrast-Garn ausprobiert und dann seht ihr auch warum: Dort wo die Maschen herausgestrickt wurden blitzt auf der Rückseite das Garn in der Kontrast-Farbe auf!
Vorderseite
Rückseite
Interessiert mich nur die Vorderseite oder stricke ich mit derselben Farbe weiter, fällt das nicht weiter ins Gewicht. Doch ich möchte ja gerne eine Babydecke umranden und da wäre es schon schön, wenn beide Seiten hübsch aussehen. Deshalb habe ich noch eine andere Methode ausprobiert.
Variante 2:
Ich nenne sie mal die Kontrast-Garn-Methode, da diese Methode speziell dafür gedacht ist einen I-Cord-Rand in einer Kontrast-Farbe an das fertige Strickstück anzubringen. Die Technik ist hier etwas anders. Anstatt im Vorfeld Maschen aus dem Strickstück aufzunehmen, wird das in jeder Runde für jede Masche einzeln gemacht. Zuvor werden die ersten Maschen rechts gestrickt und die letzte Masche abgehoben, ein Umschlag gemacht, und dann eine Masche aus dem Rand herausgestrickt. Jetzt werden der Umschlag und die abgehobene Masche zusammen über die gerade herausgestrickte Masche gezogen und damit zusammengestrickt. Die Maschen auf die andere Seite der Nadel schieben und wieder von vorne. Ihr merkt, es ist ein bisschen komplizierter. Ein englisches Bildertutorial zu dieser Technik gibt es bei PurlSoho, ein entsprechendes auf Deutsch findet ihr bei maschenfein als pdf zum download. Am anschaulichsten aber fand ich dieses Video dazu.
Fazit:
Durch den zusätzlichen Umschlag wird die Kante am Übergang der beiden Farben besonders sauber und gleichmäßig, und sieht von der Vorder- und von der Rückseite gut aus. Jedoch zu stricken ist diese Variante fürchterlich! Den Umschlag und die abgehobene Masche gemeinsam über die eine Masche zu ziehen ist eine extreme Fummelarbeit und strickt sich alles andere als gleichmäßig. Dementsprechend ist das Maschenbild auch nicht so schön wie bei der ersten Variante und man braucht hier auch sehr lange. Diese Methode macht also nicht wirklich Freude beim Stricken, liefert aber prinzipiell das bessere Ergebnis. Hier heißt es also üben, üben, üben.
Vorderseite
Rückseite
Ich werde also wahrscheinlich in den sauren Apfel beißen müssen und die zweite Variante, also die Kontrast-Garn-Methode, für die Babydecke nehmen. Grundsätzlich gefällt mir aber die erste Methode (Abketten) besser.
Zum Schluss hab ich hier noch ein paar grundsätzliche Tipps zur I-Cord-Umrandung, unabhängig davon welche Technik letztendlich von euch verwendet wird:
Arbeitet mit einem Nadelspiel. Da ihr sehr oft die Maschen von einer Seite zur anderen schieben müsst, sind hier die kurzen Nadeln von Vorteil im Vergleich zu Rundstricknadeln.
Startet nicht ganz am Rand in einer Ecke, sondern lieber ein bisschen weiter rechts oder links davon. Dann ist das Zusammennähen später leichter und die Ecken sehen alle gleich aus.
Um die Maschen herauszustricken, umbedingt ganz an den Rand einstechen und nicht in eine Masche. Wenn ihr zu tief einstecht, sieht das auf der Rückseite nämlich so aus:
Am besten vorher ein bisschen rumprobieren da das Endergebnis sehr stark davon abhängt wo und wie ihr eure Maschen herausstrickt.
Um gut um die Ecken zu kommen, benötigt ihr etwas zusätzliches „Material“, damit der I-Cord-Rand sich an dieser Stelle auch nicht spannt. Dafür an den Ecken ein oder zwei Runden den I-Cord ohne anstricken arbeiten und dann in der nächsten Runde wieder wie gewohnt mit an den Rand anstricken.
An den Längsseiten nicht aus jeder Reihe eine Masche herausstricken. Meist werden 3 Maschen aus 4 Reihen oder auch 2 Maschen aus 3 Reihen gestrickt.
Experimentiert mit der Dicke der Schnur: Normalerweise sind drei Maschen vorgesehen. Ihr könnt aber genauso gut auch nur zwei Maschen oder auch vier Maschen nehmen, oder auch sieben… Schön ist, was gefällt. 😉
Ihr könnt auch eine andere Nadelstärke als beim Strickstück wählen. Gerne wird eine etwas größere Nadelstärke genommen um den I-Cord-Rand besonders locker und dehnbarer zu machen.
Wenn ihr dann am Ende einmal rum seit, die beiden Enden mit dem Maschenstich zusammennähen. Wie das geht, seht ihr z.B. hier.
Soweit zu meinen Erfahrungen mit der I-Cord-Technik speziell als Umrandung für ein Projekt wie die Babydecke. Wenn ihr jetzt neugierig seid und noch mehr zum Thema I-Cord lesen wollt, kann ich euch noch sehr diesen Beitrag von Lanade empfehlen: Ode an den I-Cord. Lustig geschrieben und sehr informativ.
Der März ist schon weit fortgeschritten und ich dachte es wäre mal wieder Zeit für einen Statusbericht. Diesen Monat bei mir auf den Nadeln: Die Babydecke!
Das Baby meiner Freundin ist da und werde und werde mit der Decke nicht fertig. Hmpf. Patent braucht nämlich gefühlt Ewigkeiten zum Stricken. Ich bin mittlerweile bei einer Länge von 65 cm angekommen von eigentlich geplanten 90 cm. Mal schauen wie lang die Decke tatsächlich wird, vor allem nach dem Waschen (→ Merino!)… Vorher bekommt die Decke aber noch eine i-cord-Umrandung verpasst. Wieder sehr spannend für mich, da ich diese Technik bis jetzt auch noch nie verwendet habe. Somit wieder eine Gelegenheit etwas Neues zu lernen und sich in die Tutorials dazu zu vergraben! 🙂
Kennt ihr das? Es gibt so Garne, da schleicht man drum herum wie die sprichwörtliche Katze um den heißen Brei. So ist das bei mir und Malabrigo-Garnen: Schon so lange habe ich die feinen Stränge bewundert und am Bildschirm angeschmachtet und immer wieder rationalisiert: Komm, du hast doch eigentlich genug Wolle und auch genug Projekte! Du brauchst das jetzt wirklich nicht! Ja, ja, stimmt schon. Andererseits… die Farben sind ja schon echt schön. Und du hast ja auch noch nie solche Wolle verstrickt, so etwas mit Seide oder so. Und das Garn sieht ja schon edel aus…Ach, ich weiß nicht. Soll ich?… Oh, es ist gerade im Angebot! Ok, gekauft.
Und jetzt liegen sie hier: Drei wunderschöne traumhafte Stränge von Malabrigos Silky Merino. Ich hab mich echt schwer damit getan, mich für eine Farbe zu entscheiden und habe wirklich lange hin und her überlegt. Schließlich bin ich mir treu geblieben (experimentieren kann ich ja später immer noch) und habe meine Lieblingsfarben gewählt: Blau-Lila-Töne. Die Farbe heißt übrigens Azules und war kaum mit der Kamera einzufangen. Entweder viel zu grell, viel zu leuchtend blau, oder viel zu dunkel. Ich bin fast verrückt geworden! Ich habe mit allen möglichen Hintergründen rumprobiert, unterschiedlichen Lichteinfall, verschiedenen Blickwinkeln und kam dann letztendlich doch mit dem klassischen Platz am Fenster zum bestmöglichen Ergebnis.
Schon schön, oder? Ich möchte auch am liebsten direkt losstricken (ein Loop soll es werden), doch ich bleibe stark! Es warten noch jede Menge andere Projekte auf ihre Fertigstellung und vorher muss das Garn eh erst einmal gewickelt werden. 😉